„Krisennarrative vs. Solidaritätsnarrative“: Beitrag von Birgit Bahtić-Kunrath für das E-Journal Diegesis
Publikationen, Forschung 5. März 2024
Für die aktuelle Ausgabe des Interdisziplinären E-Journals für Erzählforschung, „Diegesis“, verfasste ifz-Wissenschaftlerin Birgit Bahtić-Kunrath gemeinsam mit ihrer Kollegin Carolin Gebauer aus Wuppertal den wissenschaftlichen Beitrag „Krisennarrative vs. Solidaritätsnarrative“ Der Beitrag ist Teil des EU-Projekts „Opportunities“, an dem ein Forschungskonsortium bestehend aus 14 Institutionen mitarbeitet. Das Projekt startete im Jahr 2021 und endet 2025.
Lesen Sie hier den gesamten Artikel in der englischen Originalsprache:
Abstrakt (in deutscher Sprache):
Als in den Jahren 2015 und 2016 eine noch nie dagewesene Anzahl von Flüchtlingen aus dem Nahen Ostens nach Europa flüchtete, stellten die Medien diese Ereignisse als einen Krisenmoment dar, der den europäischen Zusammenhalt auf die Probe stellte. Seit dem Beginn der Flüchtlingskrise war es in europäischen Medien üblich, Migration als ein Problem darzustellen, das gelöst werden muss.
Im Februar 2022 änderte sich die Medienberichterstattung über Migration drastisch: Nach dem Start des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wurden Millionen von Ukrainer*innen zur Flucht aus ihrem Heimatland getrieben. Das anhaltende Krisen-Narrativ wich daraufhin einem Narrativ der Solidarität. Im folgenden wissenschaftlichen Beitrag gehen wir den Gründen und Ergebnissen dieses diskursiven Wandels nach, indem wir aus der Perspektive der interdisziplinären Erzählforschung untersuchen, wie Migration in journalistischen Interviews, die im September 2015 und im März 2022 in österreichischen Zeitungen, einschließlich Boulevard- und Großblättern, veröffentlicht wurden, gerahmt und dargestellt wurde.
Durch die Kombination von sozial- und geisteswissenschaftlicher Methoden wird der Migrationsrahmen und die Positionierung der Sprecher analysiert, die sich in der Interviewstichprobe manifestieren (qualitative Inhaltsanalyse). Auch werden die narrativen Strategien und Stilmittel untersucht, die in diesen Migrationserzählungen verwendet werden (Diskursanalyse und Erzählanalyse). Der besondere Nutzen dieses interdisziplinären Multi-Methoden-Ansatzes liegt in einer umfassenden Diskussion von Migrationsnarrativen in den Medien, die auch häufige Defizite der disziplinären Analyse behebt.