Die zeitliche Dimension der Gerechtigkeit
4. November 2020
Die ewige Idee der Gerechtigkeit hat eine zeitliche Dimension – ihr Zustand ist nicht von Dauer. Denn Gerechtigkeit lässt sich nur für konkrete Zeitpunkte und Zeiträume konstatieren.
Für unser Urteil darüber, was in einer bestimmten Situation oder in einer bestimmten Hinsicht gerecht ist, spielt das Verstreichen von Zeit deshalb eine entscheidende Rolle: Wie lange sind menschliche Willensäußerungen als verbindlich anzusehen? Wie weit in die Zukunft und wie weit in die Vergangenheit reicht die Verantwortung, die wir für unsere Handlungen haben? Ist es plausibel, dass die Verantwortung für eine Handlung verjährt? Und welche Bedeutung kommt dem Verstreichen von Zeit bei der Allokation knapper Güter und für die Gewährleistung von Chancengleichheit zu?
Der Band veranschaulicht die zeitliche Dimension der Gerechtigkeit, die in der Ethik bisher kaum beachtet worden ist, aus philosophischer, rechtswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Dabei zeigt sich, dass jede Theorie gerechter Verteilung dem Verstreichen von Zeit Rechnung tragen muss und Zukunftsethik sich nicht nur auf das Verteilungsparadigma stützen kann.
Die Beiträge stammen von der ehemaligen ifz-Wissenschaftlerin Ortrud Leßmann sowie von Jan Niklas Bunnenberg, Thomas Gutmann, Sören Hilbrich, Thomas Meyer, Johannes Müller-Salo, Esther Neuhann und Nadia Primc.
Das Buch erschien im mentis Verlag.