Buch zum Frühstück
In dieser Veranstaltungsreihe stellen wir Bücher zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten in einem Essay kompakt einander gegenüber. Gemeinsam entwickeln wir neue Gedanken und stellen diese zur Diskussion. Dazu gibt es Kaffee und Croissant.
Wissenschaftsskepsis und Demokratie
Gute Wissenschaft, schlechte Wissenschaft – und was das für unsere Gesellschaft bedeutet
Am 8. Juli 2024 laden wir Sie zu einem kleinen Frühstück mit Kaffee und Croissants ein, mit uns und untereinander ins Gespräch zu kommen. Das Thema dieses Mal lautet: „Gute Wissenschaft, schlechte Wissenschaft – und was das für unsere Gesellschaft bedeutet“.
In der aufgeheizten Debatte rund um den Klimawandel, spätestens aber seit der COVID-19-Pandemie, wird Wissenschaft und ihre Rolle für die Gesellschaft mit einer neuen Vehemenz diskutiert. Die öffentliche Debatte schwankt dabei zwischen einer immer heftiger auftretenden Ablehnung von Wissenschaft, bis zu einem mantra-artigem vorgetragenen „Glaubt an die Wissenschaft“. Doch von welcher Wissenschaft reden wir überhaupt? Worin unterscheiden sich „gut gemachte“ und „schlecht gemachte“ Wissenschaft? Welche Implikationen kann es für Politik und folglich auch für unsere Gesellschaft haben, wenn Wissenschaft normativ aufgeladen wird – oder wenn mediale Debatten wissenschaftliche Erkenntnisse verkürzen oder gar falsch wiedergeben?
Vorgestellte Bücher:
Selk, Veith: Demokratiedämmerung. Eine Kritik der Demokratietheorie. 2023, Suhrkamp Taschenbuch Verlag
James Pluckrose und Helen Lindsay: Zynische Theorien: Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles stellt – und warum das niemandem nützt. 2022, Verlag C.H. Beck
Mai Thi Nguyen-Kim: Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit: Wahr, falsch, plausibel – die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft. 2021, Droemer Verlag
Ben Goldacre: Bad Science. 2009, HarperCollins
Eine Einladung zum Nachdenken über Wissenschaft – und wie wir mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verantwortungsvoll umgehen!
„Der Tod ist kein Künstler“ – Über den Umgang mit dem Tod
Am 6. November 2023 laden wir Sie zu einem kleinen Frühstück mit Kaffee und Croissants ein, mit uns und untereinander ins Gespräch zu kommen. Das Thema dieses Mal lautet: „Der Tod ist kein Künstler“ – Über den Umgang mit dem Tod. Angesichts der Gewaltexzesse und Kriege verfasste die Autorin ein Vorwort. Einen Auszug daraus können Sie hier nachlesen:
Ich habe dieses Essay im Sommer 2023 verfasst, nachdem mich der Umgang mit Sterben und Tod in unseren westlichen Gesellschaften schon seit langem beschäftigte. Finaler Auslöser für dieses Essay war folgende Schlagzeile im Online-Standard, über die ich im Mai 2023 stolperte: „Bryan Johnson ist 45 Jahre alt und will nicht weiter altern. Dafür investiert er Millionen und ist selbst das Versuchskaninchen für Anti-Aging-Präparate“ (Beirer 2023). Der Artikel weckte meine Neugier – doch fand ich den Inhalt rasch verstörend: Ein Millionär in seinen Vierzigern gibt Millionenbeträge aus, um den Alterungsprozess zu stoppen. Dafür unterzieht er sich nicht nur laufend medizinischen Behandlungen, sondern auch einem harten Fitness-Programm. Der Tagesablauf ist immer gleich; keine Sekunde ist ungeplant oder überlässt etwas dem Zufall. Alles wird dem Ziel, den Alterungsprozess aufzuhalten, untergeordnet. Damit ist Bryan Johnson nicht alleine: Eine Reihe von US-Milliardären hat sich nicht weniger zum Ziel gesetzt, den Tod nicht nur weit nach hinten zu schieben, sondern ihn abzuschaffen. Doch wollen wir das? Oder soll es nicht eher darum gehen, „nicht dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben zu geben“, wie der Genetiker Markus Hengstschläger fragt (Hengstschläger 2022, 22-24)?
Beide Anliegen – das Leben unendlich verlängern oder in Fülle beenden zu können – klingen hohl und absurd, blickt man auf die jüngsten Gewaltorgien in den aktuellen Kriegsgebieten – wo Menschen in der Mitte ihres Lebens oder schlimmer, noch weit davor, mit entsetzlicher Brutalität aus dem Leben herausgerissen wurden und werden. Angesichts dieser Katastrophen wurde mir klar: Das sanfte Dahinphilosophieren über Sterben und Tod ist ein Privileg für jene, die sicher und im Wohlstand leben – tragische Einzelschicksale seien hier natürlich ausgenommen. Die Bücher, welche ich für dieses Essay ausgewählt habe, spiegeln in erster Linie die Befindlichkeiten von Personen, für die das (voraussichtlich medizinisch bestens betreute) Sterben und der Tod im hohen Alter das Schlimmste ist, das ihnen je widerfahren wird. Dies gilt es zu bedenken, wenn wir uns dem Thema Sterben und Tod im vorliegenden Essay widmen.
Im aktuellen Essay versucht sie, sich unserer Endlichkeit aus verschiedenen Perspektiven zu nähern. Dafür stellt sie vier Bücher vor, die sich mit Sterben und Tod auf sehr unterschiedliche Weise befassen:
Thomas Ramge: Wollt ihr ewig leben? Vom Fluch der Unsterblichkeit und Segen der Biotechnologie. Reclam, 2023
Hans Küng: Glücklich sterben? Piper, 2014
Caitlin Doughty: Wo die Toten tanzen. Wie rund um die Welt gestorben und getrauert wird. Malik Verlag, 2019
Julian Barnes: Nichts, was man fürchten müsste. btb Verlag, 2011
Hier kommen Sie zur Veranstaltung mit der Bitte um Anmeldung!
Was uns (nicht) zusammenhält
Am 16. Januar 2023 laden wir Sie bei einem gemütlichen Frühstück mit Kaffee und Croissants ein, mit uns und untereinander ins Gespräch zu kommen.
Das Thema dieses Mal lautet: Was uns als Gesellschaft (nicht) zusammenhält. Wir hören viel davon, dass unsere Gesellschaften immer weiter auseinanderdriften – doch wenig darüber, was uns eigentlich (nicht) zusammenhält. Daher beschäftigen wir uns mit dieser Frage aus einer anthropologisch-naturwissenschaftlichen, einer soziologischen und einer politikwissenschaftlichen Perspektive:
Fällt jede Gesellschaft am Ende auseinander? Leben wir in einer so komplexen Welt, dass Auseinanderdriften unvermeidbar ist? Und braucht es unbedingt ein „Miteinander“ für eine funktionierende Demokratie?
Dazu wird unsere Wissenschaftlerin Birgit Bahtić-Kunrath ein Essay vorbereiten, das sie basierend auf folgenden drei Büchern schreibt
Moffett, Mark W.: Was uns zusammenhält. Eine Naturgeschichte der Gesellschaft. Verlag S. Fischer
Armin Nassehi: Unbehagen. Theorie der überforderten Gesellschaft. C.H. Beck München 2021
Putnam, Robert: Bowling alone: The Collapse and Revival of American Community. Simon & Schuster
Migration und Flucht
Auszug aus dem Essay von ifz-Wissenschaftlerin Birgit Bahtić-Kunrath
Migration und Flucht sind Themen, die aus der medialen und politischen Diskussionslandschaft nicht mehr wegzudenken sind. Nachrichten zu illegalen Grenzübertritten stehen solchen von tausenden Ertrunkenen im Mittelmeer gegenüber. Die Politik setzt zunehmend auf Abschreckung. Doch was bedeutet dies für jene Menschen, die sich auf den Weg nach Europa machen – sei es, weil sie verfolgt werden, Kriegen ausgeliefert sind oder keine wirtschaftlichen Perspektiven sehen? Und welche Möglichkeiten gebe es, Flucht- und Migrationsbewegungen besser zu lenken, ohne Grenzen völlig ungeschützt zu lassen?
Das aktuelle ifz Essay „Migration und Flucht: Mit Empathie und Vernunft zur Lösung einer Menschheitsaufgabe“ stellt drei Bücher vor, die sich mit diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven auseinandersetzen. Ziel des Essays ist nicht, ein Für und Wider von Migration, ein Pro und Contra zur Aufnahme von Flüchtlingen zu machen. Vielmehr werden die Stimmen jener zu Gehör gebracht, die Flucht und Migration selbst erlebt haben, und konstruktive Lösungsvorschläge aus der Literatur diskutiert.
Am 17. März 2022 laden wir Sie bei einem gemütlichen Frühstück mit Kaffee und Croissants ein, mit uns und untereinander ins Gespräch zu kommen.
Das Essay bespricht folgende Bücher:
- Gerald Knaus: Welche Grenzen brauchen wir? Zwischen Empathie und Angst – Flucht, Migration und die Zukunft von Asyl. Piper Verlag, München 2020
- Sunjic, Melita H: Die von Europa träumen. Wie Flucht und Migration ablaufen. Picus Verlag, Wien 2021
- Jad Turjman: Wenn der Jasmin auswandert. Residenz Verlag, Salzburg 2018
Die Lektüre des Essays ist keine Voraussetzung – jedoch sinnvoll für das anschließende Gespräch. Sollte diese Präsenzveranstaltung Ende März 2022 aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich sein, informieren wir Sie selbstverständlich rechtzeitig über alle Änderungen
Wir bitten um Ihre Anmeldung, entweder per Mail (office@ifz-salzburg.at) oder per Telefon: 0680/5012166. Die Teilnehmer*innenzahl ist beschränkt.
Wir freuen uns auf einen inspirierenden Austausch.
Gemeinsam durch die Krise?
Betrachtungen zur COVID-19-Pandemie
Auszug aus dem Essay von ifz-Wissenschaftlerin Birgit Bahtić-Kunrath
Die COVID-19-Pandemie hat unsere Gesellschaften vor große Herausforderungen gestellt. Nach Jahren einer Ideologie des „schlanken Staates“ – ein Staat, der sich so weit wie möglich aus dem Leben seiner Bürger und Bürgerinnen heraushalten und insbesondere dem freien Wirtschaften keine Hindernisse in den Weg stellen soll – konnten wir erleben, wie staatliches Handeln wieder ins Zentrum rückte: Um Risikogruppen vor einer Erkrankung zu schützen, nahmen die Bürger und Bürgerinnen starke Einschnitte in ihr Alltagsleben hin; das Wort „Solidarität“ erfuhr eine Aufwertung. Mittlerweile bröckelt diese Solidarität jedoch; kritische Stimmen werden lauter und mitunter auch aggressiver. Nach 1,5 Jahren Pandemie ist eine umfassende Literatur zur Frage entstanden, wie mit dieser Krise aus welchen Gründen umgegangen wurde, ob der Umgang adäquat war oder nicht, und ob sich Chancen auf Neues ergaben oder sich alte Strukturen vielmehr verfestigt haben (siehe dazu etwa Holzinger 2020; Volkmer/Werner 2020). Die Pandemie wird dabei aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und dementsprechend unterschiedlich bewertet.
Das vorliegende Essay gibt einen kleinen Ausschnitt der breiten literarischen Debatte wider, indem drei aktuelle Bücher zum Thema vorgestellt und zueinander in Bezug gesetzt werden: Der Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht hat sich in seinem jüngsten Werk „Von der Pflicht. Eine Betrachtung“ mit unserem Verhältnis zu Staat und Gemeinwesen beschäftigt, welches während der Pandemie einer Prüfung unterzogen wurde (Precht 2021). Der Soziologe Reimer Gronemeyer legt in seinem Buch „Die Schwachen zuerst: Lektionen aus dem Lockdown“ den Fokus auf Menschen am Rande der Gesellschaft – Alte, Kranke, Arme – die seiner Ansicht nach nur vermeintlich geschützt wurden (Gronemeyer 2021). Die Coronakrise begreift Theologe Tomáš Halík in seiner Predigtsammlung „Die Zeit der leeren Kirchen“ wiederum als Chance, sich in unserer lauten Zeit wieder auf den Wert der Kontemplation zu besinnen, und als Gelegenheit, die katholische Kirche von Grund auf neu zu denken (Halík 2021).