Buch zum Frühstück
In dieser Veranstaltungsreihe stellen wir Bücher zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten in einem Essay kompakt einander gegenüber. Gemeinsam entwickeln wir neue Gedanken und stellen diese zur Diskussion. Dazu gibt es Kaffee und Croissant.
„Der Tod ist kein Künstler“ – Über den Umgang mit dem Tod
Am 6. November 2023 laden wir Sie zu einem kleinen Frühstück mit Kaffee und Croissants ein, mit uns und untereinander ins Gespräch zu kommen. Das Thema dieses Mal lautet: „Der Tod ist kein Künstler“ – Über den Umgang mit dem Tod. Angesichts der Gewaltexzesse und Kriege verfasste die Autorin ein Vorwort. Einen Auszug daraus können Sie hier nachlesen:
Ich habe dieses Essay im Sommer 2023 verfasst, nachdem mich der Umgang mit Sterben und Tod in unseren westlichen Gesellschaften schon seit langem beschäftigte. Finaler Auslöser für dieses Essay war folgende Schlagzeile im Online-Standard, über die ich im Mai 2023 stolperte: „Bryan Johnson ist 45 Jahre alt und will nicht weiter altern. Dafür investiert er Millionen und ist selbst das Versuchskaninchen für Anti-Aging-Präparate“ (Beirer 2023). Der Artikel weckte meine Neugier – doch fand ich den Inhalt rasch verstörend: Ein Millionär in seinen Vierzigern gibt Millionenbeträge aus, um den Alterungsprozess zu stoppen. Dafür unterzieht er sich nicht nur laufend medizinischen Behandlungen, sondern auch einem harten Fitness-Programm. Der Tagesablauf ist immer gleich; keine Sekunde ist ungeplant oder überlässt etwas dem Zufall. Alles wird dem Ziel, den Alterungsprozess aufzuhalten, untergeordnet. Damit ist Bryan Johnson nicht alleine: Eine Reihe von US-Milliardären hat sich nicht weniger zum Ziel gesetzt, den Tod nicht nur weit nach hinten zu schieben, sondern ihn abzuschaffen. Doch wollen wir das? Oder soll es nicht eher darum gehen, „nicht dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben zu geben“, wie der Genetiker Markus Hengstschläger fragt (Hengstschläger 2022, 22-24)?
Beide Anliegen – das Leben unendlich verlängern oder in Fülle beenden zu können – klingen hohl und absurd, blickt man auf die jüngsten Gewaltorgien in den aktuellen Kriegsgebieten – wo Menschen in der Mitte ihres Lebens oder schlimmer, noch weit davor, mit entsetzlicher Brutalität aus dem Leben herausgerissen wurden und werden. Angesichts dieser Katastrophen wurde mir klar: Das sanfte Dahinphilosophieren über Sterben und Tod ist ein Privileg für jene, die sicher und im Wohlstand leben – tragische Einzelschicksale seien hier natürlich ausgenommen. Die Bücher, welche ich für dieses Essay ausgewählt habe, spiegeln in erster Linie die Befindlichkeiten von Personen, für die das (voraussichtlich medizinisch bestens betreute) Sterben und der Tod im hohen Alter das Schlimmste ist, das ihnen je widerfahren wird. Dies gilt es zu bedenken, wenn wir uns dem Thema Sterben und Tod im vorliegenden Essay widmen.
Im aktuellen Essay versucht sie, sich unserer Endlichkeit aus verschiedenen Perspektiven zu nähern. Dafür stellt sie vier Bücher vor, die sich mit Sterben und Tod auf sehr unterschiedliche Weise befassen:
Thomas Ramge: Wollt ihr ewig leben? Vom Fluch der Unsterblichkeit und Segen der Biotechnologie. Reclam, 2023
Hans Küng: Glücklich sterben? Piper, 2014
Caitlin Doughty: Wo die Toten tanzen. Wie rund um die Welt gestorben und getrauert wird. Malik Verlag, 2019
Julian Barnes: Nichts, was man fürchten müsste. btb Verlag, 2011
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